25. Juli 2020

(Neue) Normalität #kommentar#


Ein Kommmentar*:
In einhelligem Kanon haben die Regierungen die sog. “neue Normalität” als Phase nach dem Lock bzw. Shutdown der Gesellschaft und Wirtschaft ausgerufen. Datiert wurde diese Realität bis zur Entdeckung und Bereitstellung des heilsbringenden Vakzins. 
 
Vor dem Hintergrund der bisherigen (virologisch durchaus vergleichbaren) Erfolge im Bezug auf Effektivität in der Impfstoffentwicklung von Influenza Vakzinen – eine durchaus gewagte Zielsetzung. 
 
Also verstehe ich die strategischen Parameter der Krisenbewältigung aus medizinischer Sicht gegliedert in drei Phasen.
 

War es in der ersten Phase das Ziel die Verbreitung einzudämmen um eine Überlastung des Gesundheitssystem zu verhindern.   

Was bei all der Diskussion um unterschiedliche Maßahmenstrategien und deren Auswirkungen klar ist: Das haben einige Länder (mit zeitgleich – klimatisch gleichen Virensaisonen) auch ohne Lockdown erreicht: (Schweden, Island, Belarus, Japan, Singapur, Taiwan, Südkorea,…)

Folgt nun die zweite Phase – das Containment. In dieser werden durch hohe Testquantitäten versucht Cluster an infizierten zu ermitteln und deren weitere Ausbreitung einzuschränken.   

Auf Basis epidemiologischer Beobachtungen kann durchaus hinterfragt werden ob bei höherem Infektionsgeschehen (wie in der kommenden Virensaison zu erwarten) diese Strategie noch erfolgreich verfolgt werden kann.

Unter Berücksichtung der unterschiedlichen Zeitpunkte der Maßnahmen ergeben sich zwei legitime Schlussfolgerungen: Einserseits endeten Die Epidemien in nahezu allen europäischen Ländern nahezu zeitgleich.

Kurven zur Sterbestatistik (wesentlich repräsentativer als pos. Testungen) illustrieren quantitativ durchaus eklatante Differenzen – jedoch chronologisch nahezu gleichwertig – unabhängig über die Tragweite und Zeitpunkt der getroffenen Maßnahmen. 

Auf Grundlage dieser Beobachtungen ist nicht klar inwieweit sich die epidemiologischen Verläufe auf die Maßnahmen selbst und wieviel davon auf die reguläre Tatsache von zeitlichen Beschränkungen von Infektionswellen zurückführen lassen.

Die dritte und letzte Phase besteht somit in der Immunisierung der Bevölkerung mittels dem zu erwarteten Impfstoff.

Ein Präparat über dessen Qualität im Sinne von Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil wir aktuell nichts bis sehr wenig wissen. Sehr viele Experten bewerten die Anstrengungen dahingehend jedoch als äußerst positiv.

Jedoch ist dieses Ziel aus meiner Sicht ein sehr “gewagtes”, da dessen Erfolg absolut nicht gewährleistet ist. Nicht zuletzt aufgrund dessen denke ich ist die Ausrufung dieser Zielsetzung im Sinne der psychosozialen Auswirkung, der wirtschaftlichen Vertrauensgrundlage und darüber hinaus speziell im Bildungsbereich eine absolut gräßliche Perspektive.

Doch ist sie wirklich alternativlos?

Ich denke nicht! Auf Basis unserer Ausarbeitung bezüglich der IFR und Kontagiösität von SARS Cov-2 denke ich gibt es eine (zumindest zur Diskussion stellbare) alternative. Wir lernen als Gesellschaft mit diesem Gesundheitsrisiko professionell umzugehen.

Eine Herangehensweise die absolut kein Experiment sein soll. Denn wir haben als Gesellschaft durchaus bereits gelernt mit vielen Gesundheitsrisiken umzugehen. Unsere Mediziner, genauso wie die Gesellschaft selbst. Doch (und darin sehe ich einen der größten Impacts) haben die Regierungen der Gemeinschaft die Mündigkeit im Umgang mit dieser Infektionskrankheit abgesprochen.

Eine durchaus historische Maßnahme die aus demokratischer Sicht sehr bedenklich und vielleicht auch humanitär wesentlich riskanter sein kann.

Was heist das konkret?

Ich möchte an dieser Stelle die Idee (unglaublich dass ich dass so nennen muss) der Eigenverantwortung auf Basis einer transparenten Informationspolitik propagieren. Informieren wir die Leute jeweils am neusten Stand der Datenlage. Das neue System der Corona Ampel kann ein guter Anfang in diese Richtung sein. Sie soll der Bevölkerung die aktuelle Infektionsgefahr illustrieren. Die richtige Bewertung der Inzidenzen ist dabei meines Erachtens nach eine wichtige Aufgabe und Herausforderung genug für das System. In dieses System müssen jedenfalls neben bloßen positiven Testzahlen, Informationen zur Symptomatik, den medizinischen Kapazitäten und auch Prognoserechnungen einfließen.

Die Transparenz und Effizienz dieser Darstellungen kann somit Grundlage für eigenverantwortliches Handeln darstellen.

Darüber hinaus denke ich sollten die regulären Maßnahmen des Infektionsschutzgesetzes zum Einsatz kommen. Covid-19 soll als meldepflichtige Erkrankung gelten und auch eine Quarantäne des Erkrankten auslösen (btw. bei Influenza ist das nicht so).

Vor dem Hintergrund epidemiologischer Beobachtungen, aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und neusten Modellrechnungen sollte diese Herangehensweise aus meiner Sicht ausreichen und die kollateral folgen sämtlicher Coronamaßnahmen auf das notwendig niedrigere Niveau bringen können bei trotzdem daraus resultierender Minimierung der gesundheitlichen Auswirkungen.

So meine Hoffnung. Für die Gesundheit, die Demokratie und auch für die Wirtschaft.

Thomas Glinik

*Dieser Beitrag ist ein persönliches Kommentar und ist im Duktus hoffentlich auch so zu erkennen. Diese Beiträge sind mit einer Kommentar Funktion ausgestattet. Nutzen Sie diese.

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